Ratgeber Licht

Ratgeber Licht

Setzen Sie Ihre Zahnarztpraxis ins richtige Licht!

Licht lenkt unsere Augen. Wir sehen dahin, wo es hell ist, dunkle Bereiche werden übersehen. Mit falschem Licht kann man die schönste Praxiseinrichtung zunichte machen, mit schönem Licht kann man eine funktionale Einrichtung deutlich aufwerten.

Aber was ist falsches und was richtiges Licht?
Darauf wollen wir in diesem kurzen Ratgeber näher eingehen, ohne damit den Anspruch zu erheben, eine professionelle Lichtplanung zu ersetzen. Nutzen Sie diese Informationen für Ihren nächsten Leuchtmittel-wechsel, oder geben Sie diese Informationen an Ihren Hauselektriker weiter.

In Deutschland ist vieles reglementiert.
So gibt es eine DIN EN 12464-1:2011-08, die Beleuchtungsanforderungen für Menschen an Arbeitsplätzen in Innenräumen festlegt. Und speziell für zahnärztliche Behandlungsräume und zahntechnische Labore regelt die DIN 5035-3:2006-07 die Anforderungen ans künstliche Licht.

Wenn Ihnen die Begriffe Farbtemperatur, Farbwiedergabeindex und Lux unbekannt sind, so können Sie am Ende des Ratgebers die Erklärungen dazu finden.


Praxisbeleuchtung

Die Beleuchtungssituationen

Wenden wir uns nun den üblichen Beleuchtungsszenarien / Räumen einer Zahnarztpraxis zu.

Flure und Räume außer dem Behandlungsraum und dem zahntechnischem Labor, haben eine Farbtemperatur von 3000K bis 4000K vorgegeben. Ein Ansatz ist, 4000K einzusetzen, da dadurch die Umgewöhnung für die Augen beim Betreten und Verlassen der Behandlungs-räume (5000K - 6500K) nicht so groß ist. Genauso legitim ist es, 3000K zu verwenden. So kann eine gemütlichere Atmosphäre in den allgemeinen Räumen schon dazu beitragen, den Patienten zu entspannen. Diese Entscheidung ist Ihnen überlassen.
Sie sollten sich jedoch auf eine Farbtemperatur festlegen und ein Mischen ist unbedingt zu vermeiden.

Anders ist es beim Farbwiedergabeindex. Hier ist Ra > 80 gefordert und auch günstiger sowie leichter zu beschaffen als Ra > 90. Da ein Unterschied im Farbwiedergabeindex auf den ersten Blick nicht auffällt, können Sie also auch mischen (Ausnahme Behandlungsräume und Labor!)

Bei den folgenden Angaben zur Helligkeit bedenken Sie bitte, dass diese vom Zeit-punkt der Installation bis zum nächsten Wartungsintervall erfüllt werden müssen. Wählen Sie also besser 20 - 30% heller, da alle Leuchtmittel über die Jahre an Helligkeit verlieren und so haben Sie bei qualitativ hochwertigen LED-Leucht-mitteln viele Jahre Ruhe.


Eingangsbereich und Flure

In den sogenannten Verkehrszonen ist eine Helligkeit von min. 100lx angegeben.
Diese ist in einer Höhe von max. 20cm über dem Boden zu messen. Optimal legen Sie es so aus, dass dabei in 75cm Höhe 200-300lx erreicht werden, da Flure auch oft Wartebereiche vor dem Empfangstresen sind, in denen häufig Formulare auszufüllen sind.

Die Helligkeit messen Sie mit einem Luxmeter. Das gibt es günstig im Versand-handel, aber sicherlich kann Ihr Haus-elektriker Sie damit auch unterstützen.


Empfang

In der Regel ist dies ein Bildschirmarbeitsplatz auf Schreibtischhöhe und ein erhöhter Tresen an dem Patienten Formulare lesen und ausfüllen.
Auf dem Schreibtisch (Höhe 75cm) und dem Tresen sind 500lx vorgegeben, im Umgebungsbereich 300lx.


Wartezimmer

Die meiste Zeit wird im Wartezimmer gelesen, daher sollte dafür genug Helligkeit vorhanden sein. Dies ist bei 200lx oder besser bei 300lx der Fall (ältere Personen benötigen mehr Licht).

Achten Sie auch darauf, dass das Licht dorthin gelangt, wo es benötigt wird. Eine einzelne Leuchte in der Mitte des Raumes blendet nur. Leuchten an der Wand, hinter dem sitzenden Patienten, erzeugen Schatten auf der Zeitschrift. Idealerweise soll das Licht von oben, etwas vor der Zeitschrift herunter leuchten.
Ein hinterleuchtetes Deckenbild schafft hier schon eine entspannte Atmosphäre. Ein zusätzlich integriertes direktes oder indirektes Licht sorgt für optimale Helligkeit zum Lesen.

Behandlungsräume

Anders als in den anderen Räumen ist hier für das Arbeitslicht (damit ist nicht die OP-Leuchte gemeint) eine Farb-temperatur von tageslichtweiß,
also 5000K – 6500K, vorgegeben.
Auch an die Farbwiedergabe werden erhöhte Anforderungen mit einem Ra von > 90 gestellt.
Im Patienten-Kopf-Bereich muss eine Helligkeit von 1000lx (in 85cm Höhe über dem Boden gemessen) erreicht werden.
Auf den umliegenden Arbeitsbereichen müssen noch 500lx ankommen.

Damit der Patient, der ja Richtung Leuchte guckt, nicht geblendet wird, sollte das Licht über eine möglichst große Leuchtfläche abgestrahlt werden.
Moderne LED-Leuchten sind da der klassischen Zahnarzt-Leuchtstoffröhre (965) ohne Diffusorscheibe überlegen.
Ein hinterleuchtetes Deckenbild mit umlaufender Behandlungsbeleuchtung, wie das Deckenbild Standard Med ist hier eine all-in-one Lösung für das Behandlungszimmer. Gleichzeitig entspannt es den Patienten und sorgt für ein gutes Arbeitsklima.

Röntgenraum

Hier gibt es keine besonderen Anforderungen, eine Allgemeinbeleuchtung von 300lx ist ausreichend.
Gegebenenfalls reduzierbar, je nach den Erfordernissen der Apparatur.


Büro und Aufenthaltsräume

Schreibtischarbeitsplätze sind mit 500lx zu beleuchten und Personal-Aufenthaltsräume mit 300lx.


Zahntechnische Laboratorien

In diesen Räumen gilt, analog zum Behandlungsraum, eine Tageslicht-Farbtemperatur von ca. 5000K - 6500K mit einer Farbwiedergabe Ra von > 90.
Die Allgemeinbeleuchtung ist auf eine Helligkeit von 1000lx einzurichten, am Arbeitsplatz 1500lx, realisierbar z.B. mittels einer gerichteten Zusatz-beleuchtung.



Licht ins Dunkle bringen

Bleibt allgemein noch die Frage offen, wie erreichen Sie die geforderten Helligkeiten mit den gewünschten Leuchten. Das ist schwierig vorherzusagen, da viele Faktoren eine Rolle spielen. Wichtig ist dabei zu wissen, dass sich die Helligkeiten summieren. Erreichen Sie mit einer Leuchte 50lx auf dem Flurboden, brauchen aber 100lx, so installieren sie einfach eine gleiche zweite Leuchte dazu. Weiße oder auch helle Wände tragen viel diffuses Licht über Reflektion bei, das hilft, um eine gleichmäßige Helligkeits-verteilung zu bekommen. Das ist wichtig, da Augen, die sich ständig Helligkeits-unterschieden anpassen müssen, schneller ermüden.

Während Farbtemperatur und Farb-wiedergabeindex direkt in den technischen Daten der Leuchten ange-geben werden, steht zur Helligkeit nur der Lichtstrom, gemessen in Lumen [lm], zur Verfügung. Der Abstrahlwinkel wird selten angegeben, aber er lässt sich ja ganz gut schätzen. Sofern keine Reflektoren oder Optiken eingebaut sind, werden es bei einer flachen LED-Deckenleuchte ca. 120° sein.

Suchen wir uns nun im Internet einen online Rechner (Stichwörter: Lumen zu Lux Umrechnung), geben Lumen, Abstrahlwinkel und die Entfernung Arbeitsfläche zur Leuchte ein und wir bekommen das Ergebnis in Lux.

Wenn Sie das Ergebnis mit einem Luxmeter vor Ort kontrollieren, bedenken Sie, dass Tageslicht durch ein Fenster genauso mit erfasst wird. Messen Sie, wenn es draußen dunkel ist, um die Situation für den Winter zu simulieren.

Sollten Sie vor der Entscheidung zum Kauf neuer Leuchten stehen, denken Sie auch an den Wartungsaufwand bei Leuchtstoffröhren (Wechsel, Entsorgung) und deren sukzessives de facto Verkaufsverbot (T12 Röhren/38mm Durchmesser seit 2021 und T8 Röhren/26mm Durchmesser in 2023) aufgrund ihrer mangelnden Energie-effizienz. Sollte eine Leuchtstoffröhre einmal zu Bruch gehen, so informieren Sie sich bitte über das richtige Vorgehen, das aufgrund des Quecksilbergehaltes nicht unwichtig ist.

Überprüft wird die Einhaltung dieser Anforderungen bei der Praxisbegehung eher selten bis gar nicht, aber Licht ist ein Schlüsselfaktor für eine harmonische und funktionale Atmosphäre in Ihrer Praxis, den Sie nicht ungenutzt lassen sollten.

Und nun, wie versprochen, die Fachbegriffe erklärt:


Die Farbtemperatur des Lichtes

Sie wird gemessen in Kelvin [K] und reicht von ca. 2000K bei einer weiße Kerze bis ca. 15000K im Schatten. In der Grafik finden Sie noch Beispiele:

Farbtemperaturspektrum


Der Farbwiedergabeindex CRI

Er wird mit der Kennzahl [Ra] beschrieben und geht bis 100, was dem Sonnenlicht entspricht. Während alte Leuchtstoffröhren noch einen Ra von 70 aufweisen, haben heutige einen Ra bis 90 und bei LED's Werte bis Ra 95.


Was bedeutet das nun?

Betrachten wir eine bunte Zeitungsseite unter dem Licht einer alten Energie-sparlampe mit einem Ra von 77 werden die gelben und insbesondere die roten Farben sehr schlecht wiedergegeben. Ein roter Apfel erscheint braun-rot anstatt knackig rot.

Die Grafik nebenan gibt wieder, wie gut die einzelnen Farben wiedergegeben werden. Bei Sonnenlicht, einem Ra von 100, würde die weiße Linie einen perfekten Kreis mit maximalem Durchmesser darstellen.

Farbwiedergabeindex

Handelsüblich werden dann beide Werte oft in einer 3-stelligen Zahl kombiniert angegeben, wobei die erste Ziffer dem Ra entspricht (7, 8 oder 9 für >70, >80 und >90), und die beiden folgenden Ziffern der Farbtemperatur.
Beispiele:
730: alte Leuchtstoffröhre mit Ra >70 und 3000K, warmweiß
840: Leuchtstoffröhre oder LED Lampe mit Ra >80 und 4000K neutralweiß
965: spezial Leuchtstoffröhre oder LED Lampe mit Ra >90 und 6500K kaltweiß

Warum wird noch Ra >80 verkauft, wenn es auch schon Ra >90 gibt?
Leuchtmittel mit Ra > 90 sind aktuell noch deutlich teurer, da komplexer herzustellen und erreichen noch nicht die Helligkeiten und damit die Energie-effizienz von Ra > 80 Leuchtmitteln.


Die Helligkeit des Lichtes

Sie wird in Lux [lx] gemessen und mit entsprechenden Messgeräten am jeweiligen Arbeitsplatz auf einer gegebenen Arbeitshöhe ermittelt. Laut vorgeschriebener Normen dürfen dabei bestimmte Werte nicht unterschritten werden.

Natürlich gibt es noch weitere Parameter zu Beleuchtungen, wie z.B. Wartungsfaktor, Blendung, etc., aber das würde den Umfang dieses kurzen Ratgebers sprengen.

Bildnachweis: DESIGNHIMMEL
Lichtplanung der Praxis Zahnärzte Itzehoe, Novizky & Kollegen: objektplan48.de

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